Die Stadt Neuwied verfügt über ein Kanalnetz (ohne Grundstücksanschlussleitungen) von ca. 335 km. In 2005 erfolgte die Fertigstellung der Flächenkanalisation. Seit dem wird das Abwasser von annähernd 100 % der Einwohner den beiden Kläranlagen zugeleitet. Für die Abwasserhebung sind darüber hinaus 23 Pumpwerke in Betrieb.
Die Entwässerung erfolgt im Wesentlichen im Mischsystem, das bedeutet Schmutz- und Regenwasser fließen in den gleichen Kanälen ab. Die hierdurch bei stärkeren Regenereignissen zu bewältigenden großen Wassermengen erfordern eine mechanische Vorreinigung in ca. 20 Regenüberlaufbecken bevor dann für einen Teil dieses Mischwassers eine Ableitung in Gewässer zugelassen ist. Der "Rest", der jedoch 90 % der Schmutzstoffe mit sich führt, fließt zur weiteren Reinigung zu den beiden Kläranlagen ab.
Kläranlage 1
Zur Kläranlage I entwässern die Ortslagen Stadt
Neuwied, Heddesdorf, Feldkirchen, Irlich, Niederbieber, Segendorf,
Rodenbach, Torney, Oberbieber einschließlich der Industriegebiete (Distelfeld, Friedrichshof usw.).
Die Kläranlage wurde von 1973 bis 1976 gebaut, wobei Kosten von rd. 5,1 Mio EUR aufgewandt wurden. Von 1992 bis 1995 erfolgte eine Erweiterung und Anpassung der Anlage auf den derzeitigen Stand, d.h. für 95.000 Einwohnerwerte (Schmutzfracht der Einwohner und der Industrie/des Gewerbes). Die Anpassungsmaßnahmen ergaben sich aus den gesetzlichen Bestimmungen zur weitgehenden Entfernung von Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus dem Abwasser. Im Weiteren wurde die Anlage saniert und umgebaut/erweitert, wobei auch eine Abluftreinigungsanlage installiert wurde. An Kosten sind seit 1992 rd. 25,6 Mio EUR angefallen.
Im Wesentlichen besteht die Anlage aus der mechanischen Reinigungsstufe (Rechen, Sandfang, Vorklärung), der biologischen Reinigungsstufe (Nitrifikationsbecken, Denitrifikationsbecken, Nachklärung), einer chemischen Phosphorfällung und der Schlammbehandlung. Die Schlämme werden in Faulbehältern stabilisiert und das dabei entstehende Methangas in einer BHKW- Anlage verwertet. Die Schlämme werden in einer Kammerfilterpresse entwässert.
Die Beschaffenheit der Schlämme lässt in der Regel eine landwirtschaftliche Verwertung zu, da die maßgeblichen Grenzwerte der entsprechenden Verordnung zum Teil deutlich unterschritten werden und die Inhaltsstoffe als Dünger nutzbar sind.
Der Standort der Kläranlage liegt in der Nähe einer Wohnbebauung. Zur Vermeidung von Geruchsbelästigungen sind daher einzelne Becken und Behälter abgedeckt und die dort anfallende Abluft wird in einer gesonderten Abluftbehandlungsanlage gereinigt.
Kläranlage 2
Zur Kläranlage II entwässern die Ortslagen Block, Engers, Heimbach, Weis, Gladbach einschließlich der Industriegebiete (z.B. Schützengrund, Wasemweg).
Die Kläranlage wurde 1982 in Betrieb genommen. Von 1992 bis 1995
erfolgte eine Erweiterung und Anpassung der Anlage auf den derzeitigen
Stand, d.h. für 20.000 Einwohnerwerte (Schmutzfracht der Einwohner und
der Industrie/des Gewerbes). Die Anpassungsmaßnahmen ergaben sich aus
den gesetzlichen Bestimmungen zur weitgehenden Entfernung von
Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus dem Abwasser. Im weiteren wurde
die Anlage saniert und umgebaut/erweitert, wobei hierfür Kosten von rd.
10,2 Mio EUR angefallen sind. Die Arbeiten sind abgeschlossen.
Der Aufbau ist mit dem der Kläranlage I durchaus vergleichbar. Die hier in einer Zentrifuge entwässerten Schlämme werden ebenfalls landwirtschaftlich verwertet. Auch hier erfolgt eine Strom- und Wärmegewinnung durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW)
Die gereinigten Abwässer beider Kläranlagen werden in den Rhein eingeleitet.
Für die Kläranlage I gilt dies allerdings nicht bei Hochwasser des Rheines. Für diesen Fall erfolgt die Einleitung in den Hammergraben und von dort aus über ein Hochwasserpumpwerk in die Wied.
Je nach Abwasserinhaltsstoff beträgt die Reinigungsleistung beider Anlagen abgestuft bis über 90%.
Die Durchführung von Sanierungs- und Optimierungsmaßnahmen gewährleisten, dass beide Anlagen weiterhin den Regeln der Technik entsprechen.